Der Bär, der sich aufmacht, die Fashion-Welt zu erobern


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Marco Gehrig, Gründer von ONEBEAR.

Aus Freude und Überzeugung eine eigene Marke kreieren und dabei Spass haben. So einfach und klar war die Motivation von Marco Gehrig. Deshalb hat er «ONEBEAR» ins Leben gerufen. Heute sind dem eCommerce Unternehmen nicht bloss Tatzen gewachsen. Der Bär tätigt bereits die ersten Schritte im Retail-Geschäft. Ein Einblick in den Alltag eines energiegeladenen Jungunternehmens.

Ein kaffeeliebender Hund als geistiger Vater des Bären im Quadrat

Nina und Marco kommen selten alleine. Meist ist der «Bär» in irgendeiner Form mit dabei. Heute prangert er gross auf den Sweaters der beiden. Kein Wunder also bezeichnen sie es als «schönstes Gefühl überhaupt» wenn sie durch Bern spazieren und Leute entdecken, die ihre Marke auf der Brust tragen. «Dann wissen wir jeweils, wieso wir den ganzen Aufwand betreiben», meint Nina mit einem breiten Grinsen. Um zu verstehen wo der abstrakte Bär, der links und rechts aus einem Quadrat ausbricht, herkommt, müssen wir ein paar Seiten zurückblättern.

Marco Gehrig fühlte sich schon als junger Erwachsener in der Modewelt zu Hause. Der Traum einer eigenen Kollektion lässt ihn nie ganz los. Doch erst später, als er während einer Weiterbildung im Bereich der Wirtschafts- und Marketingpsychologie mit theoretischen Konzepten konfrontiert wird, nimmt er seinen Mut zusammen und beschliesst: Ich will das Ganze unbedingt an einem realen Beispiel ausprobieren. Die Geburtsstunde von «ONEBEAR» lässt jedoch noch etwas auf sich warten. Marco ist felsenfest davon überzeugt, dass er kaffeetrinkende Hunde auf T-Shirts drucken will. Erst ein paar ehrliche Worte von Nina bringen ihn zum Umdenken. Dieser Prozess mündet in wochenlange Brainstormings zwischen Marco und Nina. Dabei konkretisiert sich die Idee, dass etwas Gradliniges, Quadratisches geschaffen werden soll. Gepaart mit der Heimatverbundenheit entsteht so die Marke «ONEBEAR», oder eben «der Bär»: Die ein abstrakter Bär oder alternativ die vier Buchstaben «BÄRN», umrahmt von einem Quadrat – einfach, klar und gradlinig. Bald experimentieren die beiden mit weiteren typischen berndeutschen Ausdrücken wie «HÄRZ» oder «SCHIGG». Die Marke ist kreiert, die Geschichte dahinter geschrieben und der Grundstein für «ONEBEAR» gelegt.

Der charakterstarke Bär auf dem Hoodie von ONEBEAR.

Die heimtückischen Fallstricke bei den Anfängen im eCommerce

Für Marco ist von Beginn an klar, dass unter der Marke «ONEBEAR» Shirts und Pullover in einem «Made to order»-Verfahren produziert werden sollen. Produktion auf Vorrat kommt für ihn aus diversen Gründen nicht in Frage. Dank seiner IT- und Programmierkenntnisse baut er selbstständig einen Online-Shop auf und bewirbt diesen auf seinem Facebook-Kanal. Die ersten Bestellungen kommen schnell, der erste Schock jedoch auch. Da der angebundene print-on-demand-Anbieter im Ausland produziert, sind die Kunden plötzlich mit hohen Zollkosten konfrontiert. Der entsprechende Shitstorm lässt nicht lange auf sich warten. Auch, dass die Marke als «lokal» wahrgenommen wird, die Produkte jedoch im Ausland produziert werden, wird heftig kritisiert.

«Erfolg und Misserfolg hängen eng zusammen» meint Marco zu diesem Moment. Viele hätten hier wohl das Handtuch geworfen. Nicht so Marco und Nina, die ihn mittlerweile tatkräftig unterstützt. Sie machen sich auf die Suche nach einem Schweizer Partner sowie nach einem Lieferanten für die Textilien, welcher ihren hohen Qualitätsansprüchen genügt. Nach monatelangem Tüfteln und Reisen zu möglichen Partner in Portugal und der Türkei werden sie schlussendlich  in Belgien fündig. Und für den Produktionsprozess gibt es tatsächlich eine Schweizer Lösung. So haben die beiden nun ein Produkt, das dem Auftritt sowie dem Anspruch der Marke entspricht. Trotz Weiterentwicklung bleiben sie ihrer Linie treu: Produziert wird nur, wenn auch bestellt wird – egal ob individuelle Prints oder Standard-Sujets aus dem Sortiment. Die Abhängigkeit vom Produzenten wird marketingtechnisch mit viel Charme genutzt. Ist die Produktion überlastet oder der Produzent abwesend so erfolgt eine sympathische Information in Form einer klaren Botschaft auf allen Kanälen: «Der Bär ist aktuell in den Ferien, daher musst du auf dein Lieblingskleidungsstück etwas länger warten». Um ihre Marke bekannt zu machen setzen die beiden vorwiegend auf SEO-Optimierung sowie auf Instagram-Marketingkampagnen mit entsprechendem Re-Targeting. Daneben hilft zweifellos dass prominente und einprägsame Brand Design, welches auf der Strasse sofort erkannt wird.

Nina Schweizer, Mitinhaberin von ONEBEAR und Partnerin von Marco Gehrig.

Handwerk und Nachhaltigkeit sind fester Bestandteil der Leidenschaft

Nina und Marco stellen aktuell ihr Sortiment schrittweise auf «bio» um. Dies steigert die Qualität der Textilien noch einmal, wie Nina betont. Mittlerweile werden die hochqualitativen Prints auch nicht mehr von einem Partner erstellt. Die beiden bedrucken die Shirts, Hoodies und weitere Artikel im «Druckzimmer» in ihren eigenen vier Wänden. Das Zimmer dient gleichzeitig auch als Lagerraum für sämtliche Kleider und weiteren Accessoires sowie für die Packaging-Materialien. Trotz ansehnlichem Bestellvolumen bringen die beiden jedes «Päckli» noch immer selbst zur Post. Dies alles ist insbesondere beachtlich, als dass «ONEBEAR» streng genommen noch immer bloss ein intensives Hobby ist. Sowohl Marco (100%) und Nina (80%) sind beide vollumfänglich in ihren angestammten Berufen eingespannt. Trotzdem oder genau deswegen braucht es dieses aktive Mitgestalten am Endprodukt, wie Marco betont. Bloss eine Online-Plattform mit Anbindung zu bewirtschaften beschreibt er als «nicht erfüllend». Und, «der Bär muss vor allem auch Spass machen», verdeutlicht er.

Ganz besonderen Spass haben die beiden auch an ihrer neusten Produktlinie. Dabei haben sie dem Bären mit der Honigbiene einen Freund mit auf den Weg gegeben. Die Bienenkollektion besticht mit Schlichtheit, Eleganz und aktivem Engagement für unseren Planeten. Käufer schenken mit jedem Kauf zehn Wildbienen das Leben. Sowie Bären und Bienen im Honig einen gemeinsamen Nenner finden, wollen auch Nina und Marco mit ihrem Geschäft etwas an die Natur zurückgeben.

ONEBEAR-Erfinder Marco Gehrig.

Ein Pop-Up-Store als nächsten Schritt

Pünktlich auf das Weihnachtsgeschäft machen die beiden nun einen Schritt weg von der rein digitalen Welt. Zwar gibt es «ONEBEAR» bereits in Läden wie Olmo zu kaufen, ein eigener physischer Vertriebskanal existiert bisher jedoch noch nicht. Dies ändert sich, zumindest temporär: Ab Mitte Oktober wird jeweils freitags und samstags ein Pop-Up-Store im Einkaufszentrum «Westside» in Bern geöffnet sein. Marco und Nina haben zwar Respekt vor dieser zusätzlichen Aufgabe, freuen sich jedoch riesig, ihre Kunden persönlich willkommen zu heissen. Es wird auch möglich sein, personalisierte Prints direkt vor Ort erstellen zu lassen. Der Bereich der Personalisierung ist übrigens der einzige Punkt, in welchem die beiden einen Kompromiss in ihrem Brand eingehen. «Eigentlich waren nur symmetrische Motive mit 4, 6 oder 8 Zeichen geplant» meint Marco. Doch die Kundenbedürfnisse haben schlussendlich in die Produktgestaltung einzufliessen. Aus diesem Grund sind mittlerweile auch individuellere Kombinationen möglich.

Der Pop-Up-Store im Westside ist ein grosser Schritt und katapultiert den Bären in seine Teenager-Jahre. Wie es danach weitergeht, wollen Nina und Marco im neuen Jahr in Ruhe evaluieren. Das Feuer und der Wille, den Bären ganz gross und stark werden zu lassen, merkt man den beiden auf jeden Fall von der ersten bis zur letzten Sekunde an.

Ob im Aktivmodus oder beim Chillen, ONEBEAR soll in jeder Lebenslage bequem sein.

Das meint UP. Magazine

Als Markenenthusiasten sind wir bei UP. überzeugt, dass die Marke nicht nur qualitativ auf starken Beinen steht, sondern auch im Bereich Brand-Storytelling über unendlich viel Potenzial verfügt. Wir freuen uns auf jeden Fall, den Weg des Bären weiter zu verfolgen. Und, natürlich haben die Hoodies auch bei uns in der Agentur Einzug gehalten – frech und individuell mit einem «UP.-Rebels» Print. Getragen werden diese meist freitags.

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