«Digital Art» - Die digitale Revolution in der Kunstwelt


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Frau steht vor digitalem Kunstwerk.

Das Start-Up dloop ist im Begriff ein Gateway in die digitale Kunstwelt zu schaffen, welches Künstler, Kunstinteressierte und Sammler zusammenbringt. Im Gespräch mit UP. Magazine erklärt der Berner Initiant Tom Rieder, wieso die Zeit reif ist um auf digitale Lösungen in der Kunstwelt zu setzen.

Digitalisierung von Kunst geschieht auf verschiedenen Ebenen

In einer Welt, in welcher es für die jüngste Generation zur Gewohnheit wird, in virtuelle Güter wie Avatar-Kleidung, Lootboxes oder Tinder-Plus Funktionen zu investieren, scheint es nur eine Frage der Zeit, bis auch das Verständnis für digitale Kunstwerke allgegenwärtig wird. Eine Entwicklung, auf die auch NOOW setzt. Das Start-Up dloop ist damit im Begriff ein Gateway in die digitale Kunstwelt zu schaffen, welches Künstler, Kunstinteressierte und Sammler zusammenbringt. Im Gespräch mit The.Up.Life. erklärt der Berner Initiant Tom Rieder, wieso die Zeit reif ist um auf digitale Lösungen in der Kunstwelt zu setzen.

Um zu verstehen wie ein digitaler Kunstmarktplatz entstehen kann, muss man sich der unterschiedlichen Aspekte der Digitalisierung in der Kunstwelt bewusst sein. In deren Zentrum stehen Künstler, welche ihrem kreativen Schaffen auf eine digitale Art und Weise Ausdruck verleihen. Diese Generation tauscht Pinsel und Leinwand gegen Computerprogramme, um mit digital geschaffenen Visualisierungen zu begeistern. Die Kunstwerke, ob Still- oder Bewegtbild, befinden sich also als Dateien auf einer Festplatte oder einem USB-Stick und werden mittels Bildschirmen zum Leben erweckt. Mit weltweit über vier Milliarden Handy-Displays, alle über das Internet irgendwie miteinander verbunden, bieten sich den digitalen Künstlern bis dato unbekannte Möglichkeiten um ihre Kunstwerke zur Schau zu stellen und so Kaufinteresse zu wecken. Nicht nur die Produktion, sondern auch der Konsum und der Handel von Kunst verlagern sich so in die virtuelle Welt. Virtuelle Räume werden in der vernetzten Welt immer relevanter. Diesen kann mittels digitaler Kunstwerke der gewünschte Ausdruck verliehen werden. Zierte früher ein echter Rothko das Verwaltungsratszimmer einer angesehenen Unternehmung, so gestalten Firmen heute ihre Google-Hangout-Spaces, sprich die Bildschirmanzeige beim Conference-Call, mit digitalen Kunstwerken.

Die Kuratorenrolle und das Problem der Authentizität

In einer zunehmend von Datensicherheit geprägten Welt stellen sich auch beim Publizieren und Multiplizieren von digitalen Kunstwerken Fragen. Wie unterscheidet sich das Originalwerk, sprich die wertvolle Originaldatei, von allfälligen Kopien? Wer definiert, ob es sich bei einem digital gestalteten Werk um echte Kunst, oder bloss um eine optisch ansprechende Visualisierung handelt? Wo findet der Konsument und Kunstinteressierte einen Zugang, wo er die Werke unterschiedlicher Künstler betrachten und vergleichen kann? An diesen Punkten setzen die Macher von NOOW an und übernehmen für diese non-tangiblen Werke die Aufgaben von herkömmlichen Kunstgalerien. Ihre Plattform funktioniert für den Künstler als digitaler Ausstellungsraum und bringt ihn so mit potenziellen Käufern zusammen. Dank Anwendung der Blockchain-Technologie werden die limitierten Werke mit nicht-kopierbaren Token – virtuellen Echtheitszertifikaten – versehen, welche beim Kauf an den Käufer übergehen. Dabei die künstlerische Qualität der gehandelten Werke sicherzustellen, ist Aufgabe von Marlene Wenger. Die New Media Kuratorin definiert künstlerische Leitlinien und stellt sicher, dass die Plattform nur mit Kreativen zusammenarbeitet, welche diesen Vorgaben entsprechen. Bei der Definition von Kunst hängt Vieles – dies trifft übrigens nicht bloss auf die digitale Welt zu – von der Hingabe und Identifikation des Künstlers mit seinen Werken ab. «Auch Galerien beurteilen bei unbekannteren Werken, ob es sich jeweils um Kunst oder einfach gutes Handwerk handelt», meint dloop-CEO Tom Rieder. Marlene Wenger erfüllt genau diese Aufgabe für mittels neuer Medien geschaffenen Kunstwerken. Aktuell hat NOOW 43 Künstler lizenziert, welche ihre Kunst auf der Plattform publizieren und vertreiben. Marlene Wenger sorgt als Kunstkuratorin dafür, dass die Werke auf NOOW auch wirklich als digitale Kunstwerke zu verstehen sind.

Digitale Kunst auf dem Bildschirm.
Kunst im digitalen Raum wird bald weit mehr sein, als nur ein Bildschirmhintergrund.

Die Frage nach dem Zeitgeist: Kunst auf dem USB-Stick?

Werden Ideen am Puls der Zeit entwickelt, stellt sich logischerweise die Frage, wann die Zeit für eine breite Akzeptanz reif ist. Hier unterscheidet sich NOOW nicht von anderen Projekten und muss digitale Skeptiker mit schlagkräftigen Argumenten überzeugen. Eine der grössten Herausforderungen dabei ist die Non-Tangibilität digitaler Kunst. Das Verständnis der Konsumenten, dass auch eine Datei ein Unikat mit entsprechendem Wert sein kann, ist mit Sicherheit noch nicht allgegenwärtig. Auch die Frage, wie digitale Kunst definiert wird, erschliesst sich für den Konsumenten nicht auf den ersten Blick. Er muss verstehen, dass es nicht um die Qualität des Datencodes, sondern um Ausdruck und Hingabe geht, analog der klassischen Malerei. Gemäss Tom Rieder sind «Interaktion, Limitation und Zugang» die zentralen Stellhebel für den Erfolg der digitalen Kunstwelt. Entsprechende Chancen sieht er diesbezüglich im Bereich Virtual Reality, in der Blockchain-Technologie sowie in der zunehmend vernetzten Welt. Digitale Galerien müssen das Potenzial der virtuellen Welt nutzen, um Kunst einem möglichst grossen Publikum zugänglich zu machen. So auch NOOW: Der Zugang erfolgt heute exklusiv über das Interface von Swisscom TV. Schon bald jedoch soll die Galerie via Google Play Store als App verfügbar, und so für Milliarden von Handybildschirme erreichbar sein.

Millenials leben die Zukunft vor

Aktuell sind rund 70% der Kunstsammler im rein klassischen Markt unterwegs. Doch insbesondere in Asien sowie bei den Digital Natives in unseren Breitengraden ist eine deutlich höhere Akzeptanz für die Monetarisierung von digitalen Gütern festzustellen. Diese Zielgruppen verlangen nach neuen Wegen in ihrem Kauf- und Konsumverhalten. Die Kunstwelt muss sich in die digitalen Schaufenster begeben. Dabei spielen soziale Medien wie Instagram eine riesige Rolle. Nicht nur Künstler werden diese in Zukunft nutzen, um ihre Werke zur Schau zu stellen. Auch Sammler erfreuen sich daran, ihre Kollektionen auf Instagram einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Parallel dazu wird unser tägliches Leben immer stärker von Displays geprägt. Bildschirme, egal in welcher Grösse, sind aus dem globalisierten Alltag nicht mehr wegzudenken. Mit dem Galaxy Fold hat Samsung bereits ein Smartphone mit faltbarem Bildschirm auf den Markt gebracht. Der Bildschirmtechnologie eröffnen sich also nochmals ganz neue Möglichkeiten, wenn sie nicht mehr an eine glatte Fläche geknüpft ist. Daher ist es nicht utopisch mit dem Gedanken zu spielen, dass in naher Zukunft nicht mehr die altehrwürdige Rolex sondern das «Ed Atkins Unikat», angezeigt auf dem Bildschirm der Smartwatch, das Statussymbol für den Digital Native darstellt.

Tom Rieder sieht für den Absatz von digitalen Kunstwerken aktuell drei potenzielle Kundensegmente. Dies sind einerseits vermögende Sammler, welche Kunst als Investitionsobjekt betrachten, und primär an Unikaten und deren Wert interessiert sind. Einige dieser Sammler seien durchaus im Begriff, den Schritt in die digitale Welt zu machen. Zertifikats-Token wie diejenigen von NOOW werden diesem eher traditionalistischen Kundensegment zusätzliche Sicherheit geben, sich auch in der digitalen Welt zu bewegen. Ein zweites Segment bilden kunstinteressierte Menschen und Jungsammler, welche im Umgang mit digitalen Medien versiert sind und sich ein Stück Kunst zu erschwinglichen Preisen erwerben möchten. Deren Fokus liegt primär auf der Ästhetik und nicht auf dem materiellen Wert der Datendatei. Damit ein Erwerb in Frage kommt, muss das Kunstwerk ein «Eyecatcher» sein, und sich auf den digitalen sozialen Kanälen präsentieren lassen. Firmen, sprich institutionelle Kunden, bilden die dritte Zielgruppe ab, welche sich in Zukunft stark mit digitaler Kunst auseinandersetzen wird. Dabei liegt der Fokus ganz klar auf dem Nutzen der Kunstwerke. So können diese in den Räumlichkeiten des Firmensitzes – etwa der Empfangshalle – projiziert werden, um die digitale Ausrichtung zu untermauern. Auch virtuelle Spaces wie «Conference-Call-Rooms» oder «eLearning-Plattformen» können mit digitaler Kunst angereichert und verziert werden.

Tom Rieder - Der Pionier

Tom Rieder ist CEO von dloop und Vater der Idee des digitalen Kunstmarktplatzes NOOW. Trotz einer Karriere in der Kommunikationsbranche ist er der Kunstwelt seit seiner Jugend tief verbunden. Ursprünglich weckte vor allem die eher unkonventionelle „Street Art“ sein Interesse. Dabei stellte er fest, dass sich auch hier die Grenzen zwischen analoger und digitaler Welt zunehmend vermischen. Er ist überzeugt davon, dass moderne Künstler Bildschirme und ein Netzwerk brauchen, um ihre Kunst zugänglich zu machen. Dank dieser Grundüberzeugung, viel Kreativität und einer initialen Finanzspritze von der Swisscom ist der gebürtige Berner mit seinem Team auf dem besten Weg, die Kunstwelt mit dem nächsten disruptiven Modell aufzumischen.

Porträtbild von Tom Rieder
Richtig ab geht es, sobald Kunstwerke mittels Virtual Reality am Bildschirm erlebbar werden
Tom Rieder

Top 5: Diese Digitalkünstler gehören auf den Radar

Wer sind die Picassos, Rothkos oder Van Goghs der digitalen Welt? Welche Digitalkünstler prägen das neue Zeitalter der Kunstgeschichte entscheidend mit? Tom Riede nennt für UP. Magazine exklusiv seine ganz persönlichen Favoriten - fünf Digitalkünstler, welche in Zukunft für Furore in der Kunstszene sorgen werden.

  1. Snow Yunxue Fu

    Die Assistenzprofessorin der Tisch School of the Arts an der New York University experimentiert mit topografischen, computer-gerenderten Bilder und Installationen. Dabei versucht die Digitalkünstlerin historische, malerische, philosophische und post-photografische Explorationen zu universeller Ästhetik zu vermischen. Dieser Ansatz gibt Fu’s Kunstform einen sehr dezidierten, pixel-orientierten Charakter. Ihre Werke finden international grosse Akzeptanz und wurden unter anderem an der Venice Architecture Biennale sowie der Shenzhen Independent Animation Biennale gezeigt. Zudem ist sie die jüngste Künstlerin, deren Werke jemals in Chinas nationalem Kunstmuseum ausgestellt wurden.

    Snow Yunxue Fu, Juni 2017: Side, 3D Animation Installation: We have a long-term delima for we have a short-term body. Mehr zu Snow Yunxue Fu’s Schaffen gibt es hier.

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  2. Alexander Mordvintsev

    Alexander Mordvintsev gilt als Erfinder des Google Deep Dream Algorithmus. Daher kann er als wahrer Revolutionär in der digitalen Kunstszene betrachtet werden. Der Deep Dream Algorithmus ist die erste Künstliche Intelligenz, welche Kunst erschafft. Heisst, die Kunstwerke werden nicht von Menschenhand konzipiert und programmiert, sondern alleine durch einen Algorithmus entworfen. Die sich selbst generierenden Kunstwerke basieren auf dem Prinzip künstlicher neuronaler Netze, und erinnern an träumende Computer – daher der Name Deep Dream. Mit der Entwicklung des Algorithmus definierte der Russe eine neue Sub-Gerne der digitalen Kunst.

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  3. Jonas Baumann

    Tom Rieder beschreibt Jonas Baumann als seinen heimlichen Favoriten unter den Digitalkünstler. Er besticht durch eine sehr ruhige fast dalieske Form in seiner Ausdrucksweise. Über sich selbst sagt Jonas Baumann, der ursprünglich mit der Malerei gross wurde, er verspüre den Drang “Virtualität nicht bloss hinzunehmen sondern sie auch zu lokalisieren und zu erfassen”. Computer bezeichnet er demzufolge als Partner, welche sich aktiv an seiner Schöpfungskraft beteiligen. Jonas Baumann gehört zu den 43 Digitalkünstler, deren Werke über NOOW erwerbbar sind.

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  4. David Young

    David Young gehört zu der Generation, die bereits in den 1980er Jahren mit künstlicher Intelligenz in der Veränderung von Bildmotiven experimentierte. Für den US-Amerikaner stand die Auseinandersetzung mit neuen Technologien während seiner gesamten Karriere im Vordergrund. In seiner aktuellen Schaffensphase exploriert er, wie ästhetische Erlebnisse eine neue Perspektive auf moderne Technologien begünstigen können.

    Digital Art von David Young.
  5. Ana Hofmann

    Die gebürtige Zürcherin Ana Hofmann gehört ebenfalls zu den Lieblingskünstlern von Tom Rieder. Sie mischt die Szene mit unvergleichlichen Video-Animationen und Performance-Art Werken auf. Aktuell weilt Sie dank eines Stipendiums als „Residency Artist“ in Brooklyn, New York. Auch Ana Hofmann ist auf NOOW lizenziert und stellt ihre Kunst auf der digitalen Plattform zur Schau.

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Das meint UP. Magazine

Die fortschreitende Digitalisierung macht vor keiner Branche und keinem herkömmlichen Zweig halt. Disruptive Entwicklungen gehören mittlerweile zu unserem Alltag. Gleiches gilt für die Kunstwelt. Damit die digitale Kunstgalerie zum Erfolgsmodell wird, muss diese ein 360-Grad Gateway für Kunst in der digitalen Welt darstellen. Präsentation, Kauf und Community-Building rund um digitale Kunstrichtungen müssen gestärkt werden, damit ein digitales Gesamterlebnis entstehen kann.

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