Rösterei - Quartierleben und Kaffeekult als treibender Faktor für eine Marke im «Nostalchic» Stil


Lifestyle, Local, Drink
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Als Leiter Unternehmenskommunikation und Mitglied der Geschäftsleitung der Blaser Café AG in Bern steht Michael Blaser gleichermassen für die aufstrebende Gastro- und Genussszene Berns sowie für authentisches, wertebasiertes Markendesign. Wir haben den kreativen Kopf, der Bern mit der «Rösterei» feinste Röstaromen zugänglich macht, in «seinem» Kaffeehaus besucht.

Der Flagship-Store der Berner Rösterei, gelegen im Güterbahnhof-Quartier, versprüht ein Hauch von Zeitgeist. Modernste Innenarchitektur, gepaart mit Elementen im Art-Deco Stil, entfaltet sich im Raum. Diese Anmutung steht sinnbildlich für den Werdegang des gelernten Kaufmannes Michael Blaser, dem Kopf hinter dem «Rösterei» Konzept. Zusammen mit seiner Schwester und seinem Cousin bildet er – bereits in vierter Generation – den starken Kern der Blaser Café AG und steht somit auch hinter dem dazugehörigen Gastronomie-Konzept «Rösterei».

Michael Blaser wagte bald nach seiner Lehre als Kaufmann bei der Blaser Café AG den Ausbruch in die Kreativ-Szene. An der Formation Supérieure en Photographie in Vevey sowie der Zürcher Hochschule der Künste entfaltet und kanalisiert er seine kreative Ader. Fotografie und Design sind Themen, die ihn begeistern und bewegen. Nach Stationen bei renommierten Agenturen kehrt Michael Blaser zurück ins familieneigene Unternehmen und findet seinen Platz in der Unternehmenskommunikation. Seine Leidenschaft Fotografie begleitet ihn weiterhin. Zudem engagiert er sich bei der Kunstkommission des Kantons Bern.

Innenansicht der Berner Rösterei.
Rösterei Aussenansicht
Kaffeebar Rösterei im Güterbahnhofquartier in Bern.

Die Rösterei als Marke – Wiedergeburt eines Hypes

«Aktives Korrigieren eines verstaubten Markenbildes» – daraus entstand das Konzept der Rösterei. Marken, gerade im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, stehen allgemein vor grossen Herausforderungen. Blasercafé, als Traditionsunternehmen mit Ursprung in Zürich, bildet da keine Ausnahme. Walter Blaser Senior und seine Frau Cécile Hug gründeten 1922 ein kleines Kaffeehandelsgeschäft. 1929 zieht es das Unternehmerpaar an die Effingerstrasse 25 in Bern, wo heute noch der Schriftzug «BLASER KAFFEE» hängt. In den letzten Jahren musste sich Blasercafé vermehrt mit negativen Assoziationen zu ihrem Markenimage auseinandersetzen. Ein Grund dafür war, dass sich das Traditionsunternehmen zu wenig stark damit befasst hatte, seinen Schatz an Tradition in die moderne Gesellschaft zu überführen und die Marke entsprechend weiterzuentwickeln.

Michael Blaser stellte sich nun dieser Herausforderung. Als «Macher» lancierte er das Konzept der «Rösterei» mit der Mission, das Kaffeehandwerk wieder fassbarer und wertschätzender zu gestalten und dem Quartierleben beim Güterbahnhof einen Hauch Sinn und Achtsamkeit zurückzugeben. Die «Rösterei» als Ort, wo das Handwerk wiederentdeckt wird, und Genuss sowie sozialer Austausch im Vordergrund stehen. Michael Blaser betont: «Wir haben bewusst eine Marke geschaffen, um die Kaffee-Geschichte neu zu schreiben». Ein brillanter Schachzug, wie die Gegenwart beweist. Die Rösterei löst in Bern einen Kaffee-Hype aus, der vergleichbar mit den altehrwürdigen Blaser-Zeiten an der Effingerstrasse ist. Diesen Hype von früher wiederaufleben lassen zu wollen, war denn auch das zentrale Argument gegenüber Vater Markus Blaser (3. Generation) für die Lancierung der Marke «Rösterei».

Kaffeerösten bei Blaser Café.

Den Blick über den Tellerrand richten

Auf die Frage, wie die Konkurrenz auf den neuen Gastro-Player reagiert, bleibt Michael Blaser ziemlich gelassen. «Mit der Rösterei wollen wir die Berner Gastronomieszene vor allem nachhaltig befruchten». Gerade in Zeiten von Corona scheint dies wichtiger denn je. «Voneinander profitieren» und Ressourcen sowie Erfahrungen zu Teilen, um gemeinsam Nutzen für die Berner Bevölkerung zu entfalten steht denn auch im Vordergrund. Daher sieht Blasercafé Mitbewerber auch stets als Partner und nicht als Konkurrenten. Nur mit diesem Blick über den Tellerrand lässt sich die Mission der «Rösterei» auch erfolgreich umsetzen.

Gleiches gilt für allfällige Expansionsgedanken. Mit bereits drei Standorten, einer davon in Partnerschaft mit der Bäckerei Reinhard, erlebt die Marke ein schnelles Wachstum, insbesondere für einen kleinen Trend-Brand, welcher die Muttermarke stützen und stärken soll. Ein Kettenbetrieb werde jedoch nie das Ziel sein.

Die strategische Ausrichtung gibt dabei auch Limiten vor: Es gilt, ein familiäres Ambiente zu schaffen, das den sozialen Austausch fördert und dabei dem städtischen Quartierleben Sinn und Werte vermittelt. Diese wertebasierte Strategie spiegelt sich auch im räumlichen Design wider. Jede Filiale hat ihr eigenes Ambiente, ist aber im Charakter vergleichbar. Die Inspiration zu diesem stringenten Konzept entspringt dem Berner Elfenau Quartier, wo Michael Blasers Grosseltern lebten. Noch heute kehrt er immer wieder dorthin zurück, um Energie zu schöpfen und Kraft zu tanken. Die Elfenau erstrahlt im Empire-Stil, welcher dem Klassizismus im 18. Jahrhundert unterzuordnen ist, und stark von Napoléon Bonaparte geprägt wurde. Dieser Hauch von Geschichte gepaart mit kreativem Expressionismus ist es schlussendlich auch, was das Brand Design der «Rösterei» einzigartig, zugänglich und identitätsstiftend auf den Punkt bringt.

Innovative Konzepte bedürfen einer kreativen Ader.
Michael Blaser
Kaffeemühle in der Rösterei.
Frisch gemahlene Bohnen sorgen für Koffeinkick und Geschmacksexplosion in einem.

Das Produkt komplettiert die Marke

Kaffeesorten bestehen meist aus Bohnen fünf bis sechs verschiedener Herkunftsländer, um die Komplexität im Geschmack des Kaffees in eine möglichst intensive Balance zu bringen. Terroir Linien bestehen im Gegenzug dazu nur aus einer Sorte und eröffnen somit ganz neue Geschmackserlebnisse. UP. Magazine entdeckt in der Rösterei den begeisternden Terroir ETH. Passend zum Geschmackserlebnis gesellt sich die berührende Geschichte von Balesi Dingu, einem Kaffee Pionier aus Äthiopien.

Dingu bringt verschiedene Kleinbauern zusammen, um diese bei der Produktion und dem Vertrieb von Kaffee höchster Qualität zu unterstützen. Der Kaffee trocknet etwa fünfzehn Tage auf african beds. Diese Trocknungstische erlauben eine konstante Luftzirkulation und verhindern das Kondensieren in der Nacht. Das Beispiel von Balesi Dingu zeigt exemplarisch, wie die Rösterei auch nachhaltige Geschmackserlebnisse aktiv fördert und zugänglich macht.

Im Kaffeesortiment der Rösterei stechen drei Hauptakteure heraus, welche den Quartiergeist aufleben lassen und sinnbildlich für diejenigen Berner Bijous stehen, die den Spagat zwischen Tradition und Moderne vorbildlich meistern.

Nitro Kaffee, das neue Bier?

Portland, die Stadt der Hippies, Fahrradfahrer, Improvisationskünstler, der Innovation und des Genusses. Gerade im Bereich Kulinarik werden hier regelmässig Pionierleistungen erbracht. Eine lebendige Food Truck Szene, zahlreiche Craft Bier Brauereien und auch der Nitro Kaffee entstammen der jungen, innovativen und experimentierfreudigen Region. Es ist kaum ein blosser, glücklicher Zufall, dass aus der Craft Bier Metropole auch der kalt genossene, cremige Nitro Kaffee entsprungen ist. Denn schließlich braucht es für den aktuellen Trend in den USA vor allem eines: Eine Bierzapfanlage. Der Trend hat längst die Grenzen Portlands überschritten, sodass selbst große Kaffeeketten mittlerweile planen, ihre Geschäfte mit Zapfhähnen auszustatten.

Fika Kultur – die nordischen Länder zelebrieren den Filterkaffee.

Unsere Kaffee-Kultur ist von Italien geprägt. Kaffee aus der Siebträgermaschine (oder ugs. Kolbenmaschine) verbinden wir mit gut zubereitetem Kaffee. Wenn man aber über den Tellerrand schaut stellt man fest, dass in Schweden und Finnland Filterkaffee zelebriert wird. Die Fika-Kultur als soziale Institution nimmt dabei einen besonderen Stellenwert ein. Damit gemeint ist die bewusste Unterbrechung einer Tätigkeit, sei das in der Arbeitswelt oder in der Familie. Dabei wird Kaffee getrunken und nicht seltener auch eine Süssigkeit (Fikabröd) genascht. Der dabei entstehende soziale Austausch soll Batterien aufladen, um die angefangene Tätigkeit mit Energie und Kreativität zu zum Erfolg zu führen. Michael Blaser empfiehlt deshalb, in der Rösterei auch mal einen Filterkaffee zu probieren.

Schon gewusst?

Das meint UP. Magazine.

Die Italiener legen grossen Wert auf die Zubereitung von Kaffee. Dies macht einen guten Kaffee aus, so Michael Blaser. Liebe und Leidenschaft für Kaffee Kultur und zum Produkt sind der Schlüssel für einen fantastischen Kaffee. Die Rösterei und Michael Blaser wünschen sich, genau dieser Kultur mehr Leben einzuhauchen. Ob Bauarbeiter, Bankier, oder kreativer Kopf – in der Welt der Rösterei sind alle willkommen, denen eine ausgewogene Kaffeekultur am Herzen liegt. Sozialer Austausch und gemeinsames Geniessen stehen dabei im Vordergrund. Also, Velo satteln und auf zum Kaffeeschwatz im Güterbahnhof-Quartier, meint UP. Magazine. Nebenbei kann man ja beim Barista allenfalls sogar mit neu erworbenem Fachwissen über Balesi Dingu punkten, oder das UP. Magazine Team bei einer Redaktionssitzung antreffen.

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